Fastenaktion 2015 für den starkstromgeschädigten Artjom Bulakh
„Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast“, sagte der Fuchs zu dem Prinzen in Antoine de Saint-Exupéry’s weltberühmte Erzählung „Der kleine Prinz“. Diese tiefe Wahrheit ist auch für unsere Arbeit, ob hier in Freiburg oder in der Ukraine, von zentraler Bedeutung. Eine Hilfsmaßnahme auf den Weg bringen ist eine Sache, dranbleiben nicht weniger wichtig. So ist es auch mit Artjom Bulakh. Es ist eine der ergreifendsten Einzelhilfen des S’Einlädele in den über zwanzig Jahren humanitäre Aufbauhilfe in der Ukraine. Viele Freunde unserer Arbeit erinnern sich sicherlich noch an den sympathischen Jungen, als er 2005 zu lebensnotwendigen Behandlungen in die Universitätsklinik nach Freiburg kam. Artjom erlitt als Zehnjähriger in einer nicht verschlossenen Trafostation einen 10.000 Volt Starkstromschlag, der ihn um ein Haar das Leben gekostet hätte. Wie durch ein Wunder überlebte er, obwohl ihm die Ärzte bei der Einlieferung im Krankenhaus zunächst keine Überlebenschancen gaben. An den Spätfolgen seiner Verletzungen (Verlust des rechten Armes und Ohres, vernarbte Brandwunden im Gesicht und am Körper) leidet er heute noch. Als das Kiew-Team mit Sr. Inge Kimmerle, damals noch Leiterin des S’Einlädele, ihn im Herbst 2004 bei seinen Großeltern in einem Dorf nahe Kiew besuchten, war allen sofort klar, dass er professionelle medizinische Hilfe braucht. In der Ukraine bekam er sie nicht, da Geld für Behandlungen und Medikamente fehlte. Seine offene Schädeldecke war bereits vereitert und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann sich die Wunde weiter entzünden würde. Dank der großzügigen Unterstützung zweier Professoren in der Universitätsklinik Freiburg, die ihn ohne Honorar operierten, vieler Schwestern, die ihn über ihren normalen Dienst hinaus pflegten, sowie vieler Spender in und um Freiburg, konnten wir Artjom zu lebensrettenden Operationen nach Deutschland holen. Nachdem er soweit wieder hergestellt war, dass ein eigenständiges Leben möglich war, lockerte sich einige Jahre der Kontakt zu ihm und wir besuchten ihn während unserer Ukraine-Reisen. Er schien erst einmal seinen eigenen Weg gehen zu wollen, fing zu studieren an und lebte in einer Wohnung mit seiner Mutter bzw. Tante. Unser Übersetzer hatte regelmäßig Kontakt zu ihm, so dass wir stets informiert waren, was er macht und wie es ihm geht. Im Herbst letzten Jahr hörten wir dann, dass er große Probleme mit dem Sehen hat, mehrmals ohnmächtig wurde und sein Studium aufgeben musste. Dies war für uns der Zeitpunkt, genauer nachzufragen und ihm anzubieten, dass wir ihn wieder nach Freiburg zu weiteren Untersuchungen und evtl. Behandlungen einladen würden, wenn er das nochmals möchte. Artjom sagte zu und so wird er Anfang März für einige Wochen nach Freiburg kommen, wo dann genau festgestellt wird, welche medizinischen Maßnahmen nötig sein werden. Artjom wäre mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon tot, wenn es da nicht Menschen gegeben hätte, die ihn mitgerettet haben. Verantwortlich sein für das, was man sich vertraut gemacht hat. In dem Wort Verantwortung steckt das Wort Antwort. Und unsere Antwort lautet: Wir wollen Artjom auch weiterhin begleiten, wenn es nötig sein wird, auch über den jetzt anstehenden Aufenthalt hinaus. In dieser S’Eine Zeit Ticker-Ausgabe wollen wir Ihnen das Leben und Überleben von Artjom ein wenig näherbringen.
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